Woche Drei

Mittwoch: gammeln in Cusco

Gestern kamen wir abends vom Inca Trail zurück. Das bedeutet: duschen, duschen, duschen. Einige Verrückte von uns sind abends noch los, wir dagegen entschieden und für unseren „Stamm-Italiener“ und Pizza for take away. Liegen, Netflix und Fressi. Entsprechend haben wir uns für ein ungezwungenes Programm für den heutigen Tag entschieden.

So haben wir das elendige Hotelfrühstück links liegen gelassen (wie geht dieses Sprichwort noch gleich? Frühstücken wie ein Kaiser? In Peru ist es eher frühstücken wie im hinterletzten Loch. In keiner Unterkunft war das Frühstück gut.) und sind in einen kleinen süßen Frühstücksladen gegangen und ganz gemütlich in den Tag gestartet.

Anschließend sind wir ein paar Souvenirs shoppen gegangen und haben uns den zentralen Inka-Tempel in Cusco angeschaut. Der goldene Tempel in Cusco war der Zentrale Platz des Inka-Reichs. Alle Straßen führten dort hin und die Menge an Gold, die in den Wänden verarbeitet war, war unvorstellbar. Aus diesem Tempel wurden die Goldvorräte genommen um sich von den Spaniern den Frieden zu erkaufen. Ratet selbst, ob es geklappt hat.

Von dem einstigen Glanz ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. Nur noch an der Architektur des Tempels (geschliffener Vulkanstein, komplett ohne Mörtel oder sonstigem Bindemittel zusammengehalten) erkennt man die Bedeutung.

Anschließend haben wir weiter gechillt, noch ne Pizza gegessen und die Sachen für den Regenwald gepackt.

Donnerstag: ab in Wald!

Heute ging’s für uns zum Flughafen von Cusco und nach 50 Minuten Flug erreichten wir Puerto Maldonado im Amazonas Regenwald. Somit haben wir die dritte Klimazone in drei Wochen erreicht. Erst mal ausgezogen, Schweiß aus dem Gesicht gewischt, ab in Bus und zum g-Adventures Office gedüst, wo wir unsere dicken Koffer gegen kleine Duffelbags tauschten. Manche fingen nun an, ihren kompletten Koffer aufzuräumen, aber wir Schlaufüchse haben vorher alles in Plastiktüten gepackt, was wir brauchten. So konnten wir das leckere Essen genießen, was uns in Metallschüsseln kredenzt wurden. Gerüchten zufolge haben von den hübschen Taschen, in denen es die Schüsseln gab, nicht alle den Weg zurück gefunden.

Anschließend ging es 40 min im Bus über Schotterhuckelpiste in einer Karawane und (durch den aufgewirbelten Staub) teilweise im Blindflug zum Port am Fluss Tambopata.

Der Fluss, so breit wie der Rhein, ist ein Nebenarm vom Amazonas, so wie ja quasi eigentlich jeder Fluss in Südamerika und das, obwohl der richtige Amazonas noch 500km weit weg ist von uns. Für uns ging es nun in einem motorisierten Kanu mit 10 Sitzreihen mit rechts und links je einem Sitzplatz weiter. Motor an und die ersten Eindrücke sammeln.

Nach knapp 2 Stunden, es war mittlerweile dunkel, erreichten wir den Steg unserer Lodge. Die Lodge ist komplett Öko aufgebaut, deswegen gibt es kein elektrisches Licht in den Räumen, sondern lediglich Kerzen, oder halt unsere Taschenlampen. Fenster gibt es auch keine, sondern quasi nur riesige Fliegengitter. Klingt etwas seltsam, hat aber den gewissen Charme, dass man sich „halb draußen“ fühlt. In unserem Zimmer waren darüber hinaus keine Viecher, was wir sehr begrüßten und weswegen wir immer artig die Tür schlossen! Hat bis zum Schluss geklappt!

Kurz nach Ankunft ging es zu einer Nachtwanderung in den Regenwald hinein. Schon ziemlich gruselig. Richtig gruselig wurde es aber, als wir uns auf dem Rückweg in Abstand von 50 Metern einzelnd hinstellten, um mal 10 Minuten komplette Dunkelheit im Regenwald „genießen“ zu können. Haben wir gemacht, brauchen wir nicht noch mal. Komplett durchgeschwitzt wegen Adrenalin und Luftfeuchtigkeit ging’s für uns zum Essen. Das Essen (außer Frühstück) gehört zu den besten unserer Tour.

Freitag – immer noch Regenwald:

Nach sehr entspannter Nacht trotz regenwaldlicher Geräuschkulisse, ging es für uns am Freitag noch tiefer mit dem Kanu in den Regenwald. Auf der 2 stündigen Wanderung haben wir mehrere Waldbewohner (mobil und immobil) kennengelernt sowie den ein oder anderen Seebewohner. Ein sehr interessante Erfahrung, wenn auch der Regenwald wohl niemals zu unseren bevorzugten Reiseorten zählen wird.

Am Nachmittag wurde das geplante Programm (Plantagenbesuch) zu Gunsten eines Schachspiels sausen gelassen und stattdessen die Hängematte vor unserem Zimmer in Beschlag genommen. Evtl fanden uns die Mücken gut.

Mit Einbruch der Dunkelheit ging es für uns wieder auf das Kanu um bei Nacht ein paar Kaimane (Mini-Krokodile) auschecken zu können. Also wurde in völliger Dunkelheit der Fluss hinunter gebrettert. Stellt euch bitte folgenden Dialog vor:

Herr Siebel Senior: Nun ja, mein Sohn und seine Frau sind gestorben und ich würde jetzt gerne das Geld der Lebensversicherung abholen.

Versicherungskerl: Was war den die Todesursache?

Vatter Siebel: Nun ja, die beiden waren in Peru und sind mit einer motorisierten Nussschale in völliger Dunkelheit über den Fluss gebrettert. Es kam wie es kommen musste: Crash, Boot untergegangen und die Krokodile haben die beiden als Festessen betrachtet.

Versicherungskerl: Herr Siebel, soviel Dummheit und Eigenunverantwortlichkeit wird nicht von unserer Versicherung abgedeckt. Guten Tag.

Durchaus überraschend haben jedoch das Boot, sowie alle 19 Insassen überlebt. Darunter 3 Deutsche.

Gesehen haben wir einen weißen Kaiman aus ziemlicher Nähe und ein paar, die rechtzeitig abtauchen konnten. Sowie unglaublich viele Moskitos. Naja, dieses Animalwatching turnt uns irgendwie auch nicht. In der Mitte der Tour wurde dann auch noch der Motor und das Licht ausgemacht, ähnlich wie gestern, wieder für das feeling. Haben wir mitgemacht, reichte dann auch wieder.

Wieder zuhause angekommen gabs dann Abendessen. Nach dem Abendessen wurden noch Taranteln angeguckt, weil wir sie am Vormittag nicht aus ihren Höhlen gelockt bekamen. Haben wir uns dann nicht mehr angetan.

Stattdessen zog ein Sturm auf der unser Zimmer, besser gesagt die Vorhänge vor unseren Fliegengittern, ziemlich durchwirbelte. Das machte die Nacht um einiges unruhiger als die vorherige, aber auch das haben wir überlebt.

Samstag – Auflösungserscheinungen:

Der quasi letzte Tag unserer Tour ist ein Reisetag. Kanu zum Port, Bus zum Office, Koffer abholen, weiter zum Flughafen, Flug nach Lima (mit unerklärlichen Zwischenstopp in Cusco) und wieder zurück zum Ausgangshotel von vor 3 Wochen. Viel mehr ist auch nicht zu berichten.

Für die kommenden Tage bis zu unserem Rückflug am Dienstag haben wir uns nichts großes mehr vorgenommen: entspannen, etwas durch die Malls, nix wildes mehr.

Wir freuen uns schon auf zuhause und die ganzen Annehmlichkeiten die dort auf uns warten, wie z.B. ein vernünftiges Rohrsystem der sanitären Anlagen, trinkbares Kranwasser oder einfach keine brennenden Müllberge.

Bleibt es ein Fazit zu ziehen, in der Hoffnung, dass dieser Blogbeitrag (anders als die letzten Beiträge anderer Urlaube) auch den Weg ins Internet findet:

Lima:

reicht 1-2 Tage. Stadt haut nicht vom Hocker. Fussball gucken geht gut, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.

Tour in den Süden bis Cusco runter: endlose (teilweise sehr nervende) Busfahrten. Dafür wird man leichter auf die Höhe vorbereitet, nutzt aber nur bedingt. Bis Cusco eigentlich nur Nasca wirklich interessant.

Cusco:

stabile Stadt, in der man als Backpacker*in gut versacken kann. Sowieso Dreh- und Angelpunkt für den touristischen Süden. Hätte uns noch ein paar Tage länger gefallen.

Inka-Trail:

once in a lifetime. Stolz es gemacht zu haben. Sollte ich (und Christin wohl auch) nochmal den Anfall bekommen und Machu Picchu nochmal machen zu wollen (schließe ich nicht aus, vielleicht in 30 Jahren oder so). Dann sicherlich als Tagestouri. Aguas Calientes machte auch einen netten Eindruck, die wenigen Stunden, die wir da waren.

Machu Picchu:

es wurde bereits alles zu gesagt

Tambopata:

für Regenwaldfans zu empfehlen. Muss nicht mit der Reise kombiniert werden. man bekommt einen guten Eindruck von der Vielfältigkeit des Landes.

Generell kann ich Peru bedingt weiter empfehlen (interessant eigentlich, so ein Fazit zu ziehen, bei den bisherigen Urlauben hieß es eher „müssen wir unbedingt wieder hin“). Man muss genau wissen, auf was man sich einlässt. Ich kann niemand übelnehmen, wenn er/sie auf einer Südamerikatour hier nur in Lima und Cusco ein paar Tage verbringt. Das wird der Vielfältigkeit dieses Landes nicht gerecht, den touristischen Gegebenheit jedoch allemal.

Vielleicht möchte Christin zustimmen oder gegenreden?

Christin: stimme Daniel zu! Cusco beeindruckt am meisten kulturell, Lima ist auch kulinarisch eine Wohltat, gerade was Fisch angeht!

Zuletzt möchte ich mich bei allen Leser*innen bedanken und bei allen, die entweder fleißig kommentieren (Mama, Papa, Gerald, Lena, Fan-seit-Tag-1-Klimi), oder uns auf andere Weise Rückmeldung geben (Oma&Opa Wiefelstede, Bärbel, Jonas, Berat). Küsschen an euch alle von der kleinsten Gang der Welt.

4 Gedanken zu “Woche Drei

  1. Barbara schreibt:

    Hallo meine Süßen…so schnell kanns gehen und die große Reise nähert sich dem Ende….
    Tolle Erfahrungen für ein junges Ehepaar, da habt ihr zu Hause noch viel zu erzählen. Lieber holt der Vatter Siebel euch vom Flughafen ab, als eure Lebensversicherung auf den Kopp zu hauen :-). Freut euch auf euer zu Hause …… und auf einen gefüllten Kühlschrank.
    Bei der nächsten Reise will ich wieder dabei sein. GuK Barbara

  2. Klimi schreibt:

    Schön zu lesen das ihr die kanufahrt überlebt habt. Und vielen Dank das man sogar an eurer Hochzeitsreise teilnehmen durfte. Genießt die letzten Tage und kommt gesund nach Hause.

    Liebe Grüße an die kleinste Gang der Welt aus dem wunderschönen Pott

  3. Lena schreibt:

    Diese kleinste Gang der Welt ist meine Lieblingsgang! <3
    Schade dass es zu Ende ist, aber meine Wikipedia-Leseliste ist voll, ich werde die Infos jetzt mal überprüfen ;)
    Felix Krull habe ich übrigens im Deutschunterricht gelesen, wäre keine Urlaubslektüre für mich gewesen :D
    Viele Küsse

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