Praslin – La Digue

Manometer, was liegen für Tage hinter uns!
Nach dem Regenschauer im Regenwald auf Praslin konnte ja niemand ahnen, dass es 2 Tage durch regnet! Von wegen tropenregen ist kurz und heftig. Bei uns war er lang und heftig!
Sonntag haben wir unsere Schnorchelpläne daher über den Haufen geworfen und haben uns doch noch mal unseren Reisefreunden und deren Mietwagen angeschlossen. Ziel war die anse georgette, die an der Westküste praslins den nördlichen Zipfel bildet. Also fix an der Grand'Anse und dem Miniflughafen vorbei. Der nördliche Zipfel der Westküste war bis vor einigen Jahren touristisch noch nicht erschlossen, dann hat sich ein Luxushotel samt Golfplatz dort niedergelassen. Die Anse Georgette ist ein öffentlicher Strand, zu dem es 2 Wege gibt. Einen schönen asphaltierten entlang des Golfplatzes und einen unwegsamen, durch Gebüsch und Wald und Gebirgen, quasi außen rum.
Der Golfplatz ist natürlich privat und man muss sich vorher anmelden, dass man durch möchte. Haben wir natürlich nicht gemacht, weil das wäre ja zu einfach gewesen. Also hat sich unsere Reisegruppe ordentlich den Scheitel frisiert, große Augen gemacht und die ganze Palette ausgepackt: heute ist unser letzter Tag, mein Vater liegt im Sterben, wir haben Hochzeitsreise, ich liege im Sterben, och bitte bitte bitte und die Welt liegt im Sterben. Hat geklappt, wir also mit Regenschirmen gewaffnet, in unseren von der Luftfeuchtigkeit, dem Nieselregen und unserem Schweiß klebenden Tshirts über den Golfplatz getapert und neben uns düsten die reichen und hässlichen dieser Welt in ihren Golfkarts vorbei. Die Anlage ist natürlich sehr schön gepflegt und der Golfcourt ist einer der anspruchsvolleren Sorte. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich mein Handicap aufgebessert. Dafür bräuchte ich allerdings erstmal ein Handicap. Das einzige Handicap das ich derzeit habe, liegt in meinem Portemonnaie und hält mich davon ab, Golf zu spielen. Aber ich Jammer auf hohem Niveau, deswegen höre ich damit auf.

20 Gehminuten später, inklusive stop am Toilettenhäuschen mit dem besten WLAN Praslins (deswegen kamen die letzten beiden Beiträge direkt hintereinander. Einmal auf dem Hinweg, einmal auf dem Rückweg) kamen wir zur Anse Georgette. Mal wieder ein Traumstrand Par excellence, da konnte auch der leichte Nieselregen und der bewölkte Himmel nix dran ändern. Vor lauter Scham darüber verzog sich selbiger auch und wir konnten regenfreie 2 Stunden am Strand genießen. Planschen, sich in Mörderwellen schmeißen, 11freunde Magazin lesen und den Bauch einziehen für poserfotos. So geht Urlaub! Auf dem Rückweg dann schnell nochmal die Toilette des Golfclubs gecheckt: eine glatte 9 auf der Peter-Griffin-Toiletten-Skala!
Wegen des Wetters werden die Aufenthalte in der Unterkunft entsprechend länger, das ist zwar schade, da wir die Zeit lieber an den traumstränden vor unserer Zimmertür verbringen, aber auch kein Beinbruch. Wir schauen Netflix, Bummeln, hören Musik und entspannen. Abends haben wir wieder im günstigsten Restaurants Praslins einen kreolischen Fisch und einen Burger gegessen! Trés bien!

Der zweite Tag mit dauerregen (Montag) schlug dann doch etwas auf die Stimmung. Am Montag reiste dann auch unsere Reisebekanntschaft nach Mahé weiter. Schnorcheln wollte Christin wegen des Wetters nicht, aber den haben Tag nur rumsitzen auch nicht. Wir entschieden uns für ein Mittelding: ein Ausflug per boat-Taxi (30€ pro Person) nach curieuse. Eine relativ große Insel, direkt nördlich von Praslin, 15 bootsminuten entfernt. Im leichten Nieselregen würde das schon hin hauen. Der leichte Nieselregen wurde natürlich stärker als wir auf dem Boot waren, das keinerlei Überdachung hatte und vom Stil her einer Nussschale glich. Die zuvor angezogenen Regenjacken und der Regenschutz unserer Backpacks, die wir um unsere Tagesrucksäcke schlungen, hielten nicht viel ab. Wir waren klatschnass bis auf die Unterwäsche. Lediglich das Handy und die Patte konnte ich einigermaßen trocken halten. Auf curieuse haben wir dann einen Unterschlupf genutzt um einmal sämtliche Klamotten auszuwringen. Klamme Handtücher über die Schultern, damit wir nicht auskühlen, 200 Rupien (13€) Inselgebühr pro Nasenbär bezahlt und mit dem Schirm bewaffnet ging es auf Inselerkundung nach dem Motto: nützt ja nix. Da ihr alle ja HobbyärztInnen seid, wisst ihr natürlich, das curieuse früher eine Leprainsel war. Ausgesetzt wurden wir im tortoise Bay und abgeholt werden sollten wir 4 Stunden später am doctors House. Moment, moment, moment! Du kannst doch nicht einfach so die Bombe tortoise bay droppen und dann irgendeinen Quark von Leprakranken erzählen. Das Volk will Schildkröten sehen! Na gut, zum Glück war die Weltbeste Foto-Christin dabei! Hier, seht die 200 freilaufende Riesenschildkröten inklusive Aufzuchtstation, die sich auf der Insel frei bewegen! Wer braucht schon Galapagos!

Nach Schildkröten-gassigehen begaben wir uns auf die knapp einstündige Wanderung durch den Mangrovenwald in Flipflops, weil alle anderen Schuhe eh komplett durch gewesen wären. Der Regenschirm war unser bester Freund und zwischendurch war uns wirklich zum heulen zu mute, so nass war es. Bei Sonne wäre dieser Wanderweg sicherlich ein richtiger Knaller. Glücklicherweise blieb der dicke Schauer aus, so dass wir nur noch Klamm und nicht klitschnass waren, als wir am doctors House ankamen. Einem schönen französischen kolonialhaus aus dem 18. Jahrhundert, in das stilecht ein paar Sklaven eingemauert wurden. Es dient heute als Museum. Am doctors House fanden wir glücklicherweise unseren boattaxidriver, da wir wirklich keine Lust mehr hatten, 2 nasse Stunden rum zu sitzen. Am benachbarten Barbecueplatz trafen sich dann auch die Tagestripleute, die anschließend zum Schnorcheln weiter fuhren. Uns wurde angeboten für 200 Rupien pro Nasentier (13€) am Barbecue teilzunehmen.
Die Jungs dort wissen schon wie man Geschäfte macht. Nasse, genervte touris mit grillduft locken. Aber die Jungs konnten auch einen Fisch grillen, dass euch die Ohren schlackern, köstlich! Sogar die Franzosen neben uns waren gut gelaunt ("Gelsenkirchen, never heard of it. Paris? Yes, i think i've heard of it.)

Mit vollem Magen und gut gelaunt gings wieder aufs boattaxi. Natürlich fing wieder der Regen an, der uns ins Gesicht peitschte und nach 5 Minuten unsere Unterbuchse komplett unter Wasser setzte. Irgendwie hatten wir Glück, dass wir nicht vom Boot gefallen sind. Im begossenen Pudel-Style wurden die letzten 3 Minuten zur Unterkunft im Flipflops-lauftempo zurück gelegen und direkt unter die heisse Dusche durchgestartet. Die nassen Klamotten haben wir bei laufender Klimaanlage im Zimmer trocknen lassen, weil draußen die Luftfeuchtigkeit selbiges verhindert hätte. Das hat über Nacht glücklicherweise gut geklappt. Beide Tagesrucksäcke waren durchnässt, sowie zwei Klamottensätze. Das sind ca. 25% aller unsere Sachen gewesen. Am Abend hat der Regen endlich mal einen größere Pause eingelegt, in der wir uns mit take-away und Schnaps eindeckten. Die nächsten Tage sehen wohl etwas besser aus.
Zum Regen auf den Seychellen sei folgendes gesagt: google hat uns ca. 4 Regentage im august versprochen. Die Einheimischen selbst wissen nicht genau, wann Regenzeit ist. Die einen sagen, das der dauerregen im august ganz normal sei, während andere dies verneinen. Wir sind so unschlau wie zuvor und hoffen von Tag zu Tag, dass es besser wird. Hätten wir vorher gewusst, könnten und würde, jedoch alles anders, interessiert uns jetzt nicht mehr. Wir machen das beste draus.

So, das wars auch schon mit der ersten Insel. Am nächsten Tag war Abreise von Praslin. Die zweitgrößte Insel der Seychellen hatte einiges zu bieten. Die umliegenden Schnorchelspots haben wir leider verpasst. Die Insel kann man mit Mietwagen sehr gut erkunden. Mit Bus wohl auch, aber der ist nicht so zuverlässig. Folglich sollte man schon einen Mietwagen haben. So ganz warm wurden wir mit der Insel nicht. Das könnte wohl am Wetter und der latenten Feuchtigkeit liegen.

La Digue
Neue Insel neues Glück. Die Überfahrt nach La Digue dauert nur 15 Minuten. La Digue ist das Fotomodell der Seychellen. Die Granitfelsen am Strand prägen das typische Bild der Seychellen und sind am ausgeprägtesten hier zu finden. Die Insel ist nur 3 km breit und 4 km lang. Wir sind ziemlich zentral untergebracht. Fahrräder kosten 6€ pro RadlerIn pro Tag und bringen eineN überall hin. Autos gibts nur sehr wenige. So Münster und Oldenburg, la Digue ist der fahrradboss!
Unsere Unterkunft ist ganz nett, auch wenn wir nach der ersten Nacht das Zimmer wechseln mussten. Dafür ist das zweite Zimmer wesentlich größer, die Küche ist innenliegend und wir sind somit nicht mehr auf das Tageslicht beim kochen angewiesen. Die Regenwalddusche ist n Hammer.
Nach Ankunft haben wir erstmal die Gegend per Rad erkundet, ein bisschen am Strand gechillt, den gut sortieren Supermarkt zwecks Selbstversorgung geplündert, im 5-Michelin-Sterne-take-away "Gala" geschlemmt für faire 4€ das Fisch-cocossauce-Curry und die Ameisen aus unserer Unterkunft geprügelt. Das war gestern (Dienstag). Mittlerweile sitze ich im Wohnzimmer des zweiten Zimmers, Christin checkt ZDF, nur damit wir dann gleich doch wieder unsere neue Netflix Serie gucken können :D
So nun zu heute (Mittwoch): nach dem Umzug und dem selbst gemachten Frühstück sind wir per Rad auf die andere Inselseite gefahren. Andere Seite heißt Südostseite, weg von Hafen. Aufmerksame leserInnen dieses Blog, die nicht nur gut aussehend sind, sondern bekanntlicherweise auch WeltenkennerInnen, wissen, dass Südostlage auf den seychellischen Inseln heißt: die Wellen können 1000km Anlauf nehmen, um auf den Strand zu scheppern. Durch die vorgelagerten Korallenriffe werden starke Strömungen allerdings oft verhindert. Nicht so an der südostseite von la Digue. Hier gibts keine Korallenriffe. Dafür reihen sich die traumstrände hier auf, wie Perlen an einer Kette. Nach 10 Minuten Bergetappe mit dem Rad sind wir an der Grand'Anse von la Digue angekommen. Die seychlloirs sind nicht so ganz einfallsreich mit dem benennen der Strände gewesen. Die Grand'Anse von la Digue ist natürlich auch ein traumstrand. Blaues Wasser eingerahmt von rötlichen Granitfelsen. Im Hintergrund eine sattgrüne Regenwald Kulisse, aus der einzelne Palmen auf den Strand ragen und ein Sand, so weiß dass ihr denkt, gottes druckerpatrone ist ausgegangen, als er den Strand erschaffen hat. Die Palmen, die in den Strand rein ragen sind super Schattenspender und Kleiderständer (reim :D).

Von der Grand'Anse führt ein kleiner trampelpfad einmal über den großen Brocken darüber, zur Petit'Anse. Wer französisch kann, könnte mich vielleicht aufklären, was das heißt und wird dann feststellen, dass die seychellis nicht so einfallsreich beim benennen der Strände waren.

Die Petit'Anse ist natürlich auch ein traumstrand. Eigentlich irre, in welcher Regelmäßigkeit wir unglaublich schöne Strände entdecken. Jede Insel hat ein ganzes Dutzend an traumstränden, die lediglich in Größe und Anzahl der rumliegenden touris variieren.

Ach, da fällt mir was lustiges ein. Sorry, dass ich jetzt etwas springe, aber im doctors House auf Praslin haben ich folgende Story gelesen: 1800irgendwas war irgendsoein englischer General … nennen wir ihn Lord superschlau… am Ende seiner super heftigen Militär-rumkolonialisier und alle anderen Völker kräftig unterdrück-Karriere. Zum Dank, dass er so toll ein paar unzivilisierte Völker unterdrückt hat, wurde er von der englischen krone zum Verwalter der Seychellen ernannt. Er saß also da so in seinem Stuhl und verwaltete die Seychellen. Da hatte er viel Zeit nachzudenken und da fiel ihm ein, dass er Christ ist. Da dachte er, er forscht jetzt an ein paar biblischen Theorien, weil er ja so ein toller Kriegs-Kerl war. Lange rede kurzer Sinn: er war fest überzeugt, dass die Seychellen der Ort des biblischen Paradieses sei. Euphrat und tigirs fließen in den Indischen Ozean und laut Bibel speisen diese Flüsse das Paradies. Die verbotene Frucht, die Eva Adam angedreht hat, war die coco de mer! Ihr wisst schon, sieht aus wie eine weibliche … hihi… und war daher sehr verführerisch. Und die verbotene Frucht war nur im Paradies, während die coco de mer nur auf Praslin wächst!! Lord superschlau war überzeugt! Als ich es durchnässt auf curieuse gelesen hab, dachte ich noch "Paradies mein Arsch!" Aber wenn ich mir die Strände angucke, dann könnte die Theorie von Lord superschlau schon hin hauen!

Zurück zur Petit'Anse. Die haben wir natürlich auf links liegen gelassen, genauso wie die Kokosnussstand daneben und sind weitere 20 min über trampelpfade und Granitfelsen geklettert, um zur Anse Coco zu kommen.

Super Name! Der dritte traumstrand im Bunde. Größer und menschenleerer als die beiden davor. Das liegt daran, das sich alle am anderen Ende des Strandes tummeln, wo die Granitfelsen eine Art natürlichen Pool geformt haben. Ansich voll geil, leider auch voll steinig, so dass man ohne Wasserschuhe nicht weit rein kann. Wir planschten also im seichten Wasser etwas, suchten muscheln, dösten und holten uns einen kleinen Sonnenbrand auf den Schultern ab. Nach einigen Stunden machten wir uns auf den schweißtreibend Rückweg. Schließlich mussten ja noch 2 hohe Felsen retour geklettert werden. Die Jungs vom eben benannten Kokosnussstand haben auch einen super Geschäftssinn: abgeschwitzte, erledigte, deutsche touris. My friend, high Five, coconut, zack zack, kaum versehen nuckelten wir an einer kokosnuss und futterten eine zweite. Wieder 100 Rupien ärmer. An der Grand'Anse hatten wir unsere Fahrräder wieder, umkurvten bei der bergetappe zurück die strassenhunde und beglückten einmal mehr das gala-take-away. Jetzt ist die Sonne bereits untergegangen. Wir sitzen zuhause bei kreolischem Schnaps mit Sprite und knabbern bananenchips. Die sind leider nicht so gut, wie die, die die Lena und ich immer beim ohrenbär auf WDR 5 hören gegessen haben, weil sie nicht gesüßt sind. Das wussten wir natürlich erst nachdem wir den halben-Kilo-sack gekauft haben. Naja, da müssen wir jetzt durch. Keiner hat gesagt, dass Urlaub leicht ist!
Küsschen an euch alle!

2 Gedanken zu “Praslin – La Digue

  1. Barbara schreibt:

    Ihr Ärmsten. …Dauerregen hättet ihr auch hier haben können, aber natürlich nicht an solchen Traumstränden😘 danke für den locker, flockigen Bericht

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